Goethesalon im GoetheStadtMuseum
© Thomas Wolf, Gotha

Poesie am Kickelhahn.
Von Wandrers Nachtlied zum Gabelbachlied

29. Mai 2020 bis 12. September 2021

Eines der schönsten Gedichte Johann Wolfgang Goethes entstand am Abend des 6. September 1780 auf dem Gipfel des Kickelhahns bei Ilmenau. Der Dichter schrieb die wenigen Verszeilen, beginnend mit „Über allen Gipfeln ist Ruh …“ an die Bretterwand der damaligen schlichten Jagdhütte. Inzwischen wurde das Gedicht „Wandrers Nachtlied“ in mehr als 50 Sprachen übersetzt. Es gibt aber auch zahlreiche Vertonungen, denen sich bereits Zeitgenossen Goethes wie Carl Friedrich Zelter oder Franz Schubert widmeten. Das Wandergebiet rund um den Hausberg von Ilmenau regt durch seine verwunschenen Fichtenwälder und Aussichtspunkte auf den Thüringer Wald immer wieder zu künstlerischem Handeln an.

So bot dem Dichter Joseph Victor von Scheffel einhundert Jahre nach Goethes Erfahrung auf dem Kickelhahn jene Landschaft Inspiration für sein „Gabelbachlied“. Auch der Wandersmann August Trinius und der Dichter Rudolf Baumbach, Verfasser des Liedes „Hoch auf dem gelben Wagen“ schätzten die Gegend rund um den Kickelhahn. Beliebter Treffpunkt war das unweit des Gipfels gelegene Jagdhaus Gabelbach. Dort fand am 8. Juli 1901 der Thüringer Sängertag statt. Die Mitglieder der „Gemeinde Gabelbach“, eine gesellige Vereinigung von Ilmenauer Honoratioren, der auch die genannten Dichter angehörten, entsandten durch ihren Gemeindepoeten Heinrich Schaeffer herzliche Grüße und ein Gedicht, in dem es unter anderem heißt: „Schier unablässig rinnt des Bieres Quelle. Ihr Sänger kommet hier zur rechten Stelle“.

Im Fokus der Ausstellung steht das einfache, gesellige Liedgut, entstanden beim Entspannen in der Natur, beim Wandern und bei der Beschäftigung mit einfachen Versen, die sich gut vertonen lassen. Es wird aber auch auf die ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstehenden Männerchöre eingegangen, die sich zu deutsch-nationalen Gemeinschaften mit Hauptaugenmerk „Deutsches Liedgut“ entwickelten. Ebenso sind die Wandervogelbewegung in Ilmenau und die Bildung von Fabrik-Chören wie die „Thermometria“ Gegenstand der Exposition.