Kickelhahnturm im Winter
© Wolfgang Kobe

1.Tag: Das Flair der Stadt - Zwischen Moderne und nostalgischem Charme

Der erste Tag beginnt und schon jetzt bin ich hellauf begeistert über den Start in meine einwöchige Auszeit: Sweet Dreams an der Kuchentheke der Bäckerei Schindler. Ich entscheide mich fürs „kleine Süße“ – leckere Nougattörtchen nach einem alten DDR-Rezept samt frisch gebrühtem Kaffee. Den Rest des Tages lasse ich mich treiben. Ich möchte ein Gefühl für die Stadt und Umgebung bekommen, hier und da hineinschnuppern, bei Gelegenheit mit Einheimischen ins Gespräch kommen. Zur Unterstützung klicke ich mich auf „tour.ilmenau.de“ ein und habe anhand einer virtuellen Stadtkarte alle Sehenswürdigkeiten auf einen Blick parat. Prima, dann kann’s losgehen. Ich schlendere durch die Gassen, staune über die vielen gut erhaltenen restaurierten Bürgerhäuser, schaue in ein paar Geschäfte hinein. Besonders imposant: die Walcker-Orgel in der Stadtkirche St. Jakobus, die zweitgrößte Orgel Thüringens, wie mir die freundliche Dame vor Ort erklärt. Der Klang muss sensationell sein. Kein Wunder, dass hier regelmäßig Konzerte und CD-Einspielungen stattfinden.

Historische Walcker-Orgel in der St. Jakobuskirche
Historische Walcker-Orgel in der St. Jakobuskirche

Als Mittagsimbiss gönne ich mir ein feines Süppchen in der liebevoll eingerichteten „Galerie Arche“, einem Café mit Shop inmitten der Flaniermeile. Den Espresso genieße ich auf der kleinen Terrasse hinter dem Gebäude. Genug verschnauft – Zeit für den Nachmittagsausflug. Geplant ist ein Abstecher in benachbarte Ortsteile. Damit ich die malerische Landschaft so richtig genießen kann, entscheide ich mich für eine Fahrt mit dem Bus. In meiner Gästekarte, die ich bei der Anreise vom Vermieter erhielt, sind nämlich nicht nur zahlreiche Freizeit- und Museumsangebote zum Vorzugspreis enthalten, sondern auch die kostenfreie Nutzung des RennsteigShuttle und des öffentlichen Nahverkehrs. Perfekt! So lande ich entspannt und in nur 7 Minuten Fahrtzeit in Manebach. Solch eine Bergidylle! Die Häuser schlängeln sich durchs liebliche Tal, ringsum dichter Wald mit eingestreuten Bergwiesen. Im Haus des Gastes erhalte ich Einblick in die weltbekannte Maskenausstellung: 1832 entstand die erste Maskenfabrik, einige Jahre später die zweite. Auf alle Kontinente der Welt wurden die farbenfrohen „Manebacher Masken“ verkauft. So klein der Ort auch sein mag, so „oho“ ist seine Geschichte auch in geologischer Hinsicht. Im Haus des Gastes erfahre ich, dass seit 300 Jahren zu Fossilien im Ilmtal geforscht wird. Mehrere Arten von Fossilien wurden hier im „Jurassic Park des Thüringer Waldes“ erstmals entdeckt und in der Fachliteratur beschrieben.

Manebacher Masken
Manebacher Masken "Max und Moritz"

Weiter geht’s nach Stützerbach, ein Ort mit der besten Luftqualität Deutschlands. Hier atme ich erst einmal tief ein und aus. Entspannung stellt sich ein. Mit einem Lächeln auf den Lippen steuere ich auf das Hofcafé von Elke Keiner zu. Ihre selbstgebackenen Kuchen und Torten sollen eine Wucht sein. Ein Stück Erdbeer-Sahne, oder doch lieber Kirsch-Stracciatella? Die Torten sind ein Augen- und Gaumenschmaus zugleich. Gut gestärkt schaue ich mir noch das Heimat- und Glasmuseum an. Die Herstellung und Verarbeitung von Glas prägte Stützerbach wesentlich: die erste Röntgenröhre, Glühlampe, das erste Thermometer, die erste Thermosflasche – wer hat’s erfunden? Die Stützerbacher! Zurück in Ilmenau lasse ich den Tag genüsslich bei einem Cocktail im „Pub & Bar AQUI“ ausklingen.

Stützerbacher Heimat- und Glasmuseum
Stützerbacher Heimat- und Glasmuseum