Das Goethehäuschen auf dem Kickelhahn

Holzstich Goethehäuschen
© "Die Gartenlaube" von 1872

Das Goethehäuschen auf dem Kickelhahn ist der im Juni 1874 abgeschlossene originalgetreue Wiederaufbau der am 12. August 1870 niedergebrannten „Schutzhütte auf dem Kickelhahn“. Eine kleine Gruppe Beerensammler suchte hier einst Schutz vor Regen und der heranbrechenden Nacht. Ein nicht ganz gelöschtes Feuer, mit dem die nassen Sachen über Nacht getrocknet werden sollten, ließ am Morgen die ganze Hütte hell in Flammen stehen.

Schon viele Jahre zuvor wurde das „Bretterhäuschen“ durch einen anderen Besucher berühmt. Kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe war es, der mit einem Bleistift an die südliche Wand im Obergeschoss des Häuschens die Verse „Über allen Gipfeln ist Ruh‘“ schrieb. Dass als „Wandrers Nachtlied“ heute weltweit bekannte Gedicht liegt nicht nur in mehreren Dutzend Übersetzungen vor, sondern wurde schon zu Goethes Lebzeiten mehrfach vertont.

Noch heute führt die Fachwelt hitzige Debatten über Zeitpunkt und Umstände der Entstehung von „Wandrers Nachtlied“ und darüber, ob Goethe gar fremde Dichtungen als Vorlage dienten. Bücherweise werden akribisch Aufzeichnungen von Goethes Hand ausgewertet, Schriftwechsel nachvollzogen und einem Kriminalfall gleich Mutmaßungen angestellt.

Im Rückblick war es ein Segen, dass der damaligen Forstaufseher Kilian Merten einen Wanderer daran hinderte, mit einer Säge bewaffnet Goethes Zeilen direkt aus der Bretterwand zu entfernen. Wenig später ließ er 1869 eine Fotografie des Gedichts anfertigen.

Spätestens mit der Vorlage dieser Fotografie entfachten die Diskussionen um Goethes Zeilen, die erstmal 1815 von ihm autorisiert veröffentlicht wurden und an einzelnen Worten Veränderungen enthielten.

Nicht zuletzt wegen der herausragenden Bedeutung, die die Schutzhütte durch Goethes Besuche erlangt hatte, wurde mithilfe zahlreicher Spenden die Schutzhütte vier Jahre nach ihrem Flammentod wieder neu errichtet. Neben Großspenden der Großherzogin und des Großherzogs spendete auch Goethes Enkel Walther für den Wiederaufbau der Hütte. Seit dieser Zeit wurde immer wieder die Bevölkerung und Gäste der Stadt und Region gebeten, Arbeiten zur Instandhaltung und Erneuerung durch zusätzliche Spenden möglich zu machen.

Jahr für Jahr besuchen Zehntausende den 861 Meter hohen Kickelhahn und kaum einer geht den Berg wieder hinab, ohne vorher im Goethehäuschen gewesen zu sein. Die Buchautorin Sigrid Damm sieht im Goethehäuschen gar ein „Museum für ein einziges Gedicht“ (aus dem Buch „Goethes letzte Reise“, Insel-Verlag, 2007).

Spendenaufruf zur Sanierung des Goethehäuschens

In den zurückliegenden Jahrzehnten haben Wind und Wetter dem Goethehäuschen kontinuierlich zugesetzt. Während laufender Instandhaltungsarbeiten wurden nunmehr umfangreiche Schadstellen in der Fassade, dem dahinterliegenden Fachwerk, an Fenstern, den Fußböden und Dielen sowie dem Natursteinsockel festgestellt. Der prognostizierte Sanierungsaufwand beläuft sich auf rund 120.000 Euro.

Die Stadt Ilmenau hat sich als Pächterin des Goethehäuschens gemeinsam mit dem Eigentümer, ThüringenForst, darauf verständigt, die Schäden professionell und nachhaltig zu beseitigen. Beide Institutionen beteiligen sich an den Kosten und sichern die vollständige Sanierung zu. Leider schlugen bereits zwei von drei Fördermittelanträgen fehl, um die finanzielle Last auf mehrere starke Schultern zu verteilen.

Um einen Teil der Sanierungskosten aufzubringen, haben sich der Oberbürgermeister der Stadt Ilmenau. Dr. Daniel Schultheiß und der Vorsitzende der Goethegesellschaft Ilmenau-Stützerbach, Prof. Dr. Hans-Peter Schade, zu einem gemeinsamen Spendenaufruf entschlossen.

Innerhalb eines Jahres gingen über 15.000 € an Spendengeldern von 113 Spendern ein. Jeder Betrag kommt uneingeschränkt der Sanierung des Goethehäuschens zugute. Größere Einzelspenden werden mit Einverständnis der Spender namentlich genannt.

Die Stadt Ilmenau dankt allen Spenderinnen und Spendern, die mit ihrer Zuwendung einen essentiellen Beitrag zur Sanierung des Ilmenauer Goethehäuschens geleistet haben.

bisher erreichte Spendenhöhe

15.395,56 € von 113 Spendern (10% der Sanierungskosten in Höhe von 12.000 € wurden am 07.11.2023 erreicht.)

128%

Sanierung des Goethehäuschens

Im Rahmen des Kickelhahnfestes am 24.08.2024 werden nach der Eröffnung des Festes um 12 Uhr Vertreter von ThüringenForst als Gebäudeeigentümer, der Stadt Ilmenau als Pächter, der Goethegesellschaft Ilmenauer-Stützerbach e.V. sowie der baubegleitenden und -ausführenden Unternehmen das Goethehäuschen wieder der Öffentlichkeit übergeben. Das vor exakt 150 Jahren - nach einem Brand im Jahre 1870 - originalgetreu wiedererrichtete Goethehäuschen begeht mit dieser erfolgreich abgeschlossenen Sanierung einen ganz besonderen Geburtstag. Weltbekannt wurde das Goethehäuschen durch das am 06.09.1780 von Goethe mit Bleistift an die Wand geschriebene „Wandrers Nachtlied“, das zwischenzeitlich in über 40 Sprachen übersetzt wurde.

Gegenstand der Sanierung war die Beseitigung von verschiedenen Schäden an der Bausubstanz, die im Rahmen regelmäßiger Kontrollen im vergangenen Jahr festgestellt wurden. Die Zielsetzung der denkmalgerechten Sanierung war, geschädigte, nicht tragfähige Bauteile zu ersetzen oder instand zu setzen. Am 04.06.2024 begann die Sanierung, mit der eine Sperrung des Goethehäuschens bei gleichzeitiger Begehbarkeit des Goethewanderweges einherging. Die ausführende Zimmerei Pohl GmbH & Co KG aus Gierstädt erneuerte die Wandschalung an der Süd- und Ostseite mit Lärchenholz. Das darunter befindliche Fachwerk der Außenwände wurde instandgesetzt. Die Fensterläden wurden neu befestigt, gegen unbefugtes Aushängen gesichert und, wie auch die erneuerte Wandschalung, neu gestrichen. Das Sockelbrett wurde ebenfalls erneut und mit Zinkblech abgedeckt – auch die vorhandenen Sockelbretter auf der Nord- und Westseite wurden verblecht.

Im Inneren des Goethehäuschens wurde die schadhafte Betonfläche im Eingangsbereich durch Porphyr-Natursteinpflaster ersetzt. Geschädigte Fußbodendielen wurden inklusive der Lagerhölzer erneuert. Geschädigte Bereiche der inneren Wandschalung auf der Südseite sowie die Deckenschalung auf der Ostseite im Erdgeschoss wurden ersetzt bzw. neu verschraubt.

Die Fugen des Natursteinsockels wurden teilweise neu vermörtelt. Seitlich neben der Außentreppe wurde ein Geländer montiert und die Oberfläche am Antritt neu aufgeschottert. Der Beschlag der Eingangstür wurde so verändert, dass die Tür selbst schließt; schadhafte Bretter der Tür wurden ausgetauscht. Um anfallendes Oberflächenwasser vom Gebäude fernzuhalten, erfolgte auf der Ostseite eine geringfügige Geländeregulierung.

Im Zuge der Sanierung wurden Feuchteschäden am Dach an verschiedenen Stellen sichtbar. Da die Dacheindeckung rund 40 Jahre alt war und die Sanierungsarbeiten langfristig gesichert werden sollten, hat sich die Stadt Ilmenau als Bauherr entschieden, das Dach komplett neu mit Holzschindeln aus Lärche einzudecken. Angewitterte Balkenköpfe und Sparren wurden in diesem Zusammenhang mit Holzschwertern stabilisiert. Bereits im Vorfeld durch ThüringenForst entnommene, das Gebäude verdeckende Bäume dienen ebenfalls der langfristigen Sicherung der Sanierungsleistung.

Die Sanierungsmaßnahme wurde finanziell ermöglicht durch Kulturfördermittel des Freistaates Thüringen, Spenden in Höhe von rund 16.000 Euro, Eigenmitteln von ThüringenForst und der Stadt Ilmenau. Alle Arbeiten wurden mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt.

Mit dem 4. Juni 2024 beginnt die Sanierung der Goethehäuschens auf dem Kickelhahn. Wie im vergangenen Jahr ermittelt, sind die Wandschalungen teilweise komplett zu erneuern, in Teilen auch das Fachwerk und Dachkastenschalungen. Der Natursteinsockel ist teilweise neu aufzubauen und frisch zu vermörteln, der Estrichboden im Erdgeschoss bedarf eines vollständigen Austauschs und in Teilen die dortigen Fußbodendielen. Die Fenster, Fensterläden und Sockelbretter sind teilweise auszutauschen und die Eingangsstufen bedürfen einer Überarbeitung. Zudem erhalten die Eingangstreppen im Zuge der Sanierung ein Geländer.

Die Beseitigung der bekannten Schadstellen wird bei ununterbrochener Tätigkeit etwa 6 bis 8 Wochen andauern. Sollten während der Sanierungsarbeiten neue Schadstellen festgestellt werden, ist das Ziel, auch diese im Rahmen der Baumaßnahme zu beseitigen. Witterungsbedingt steht dafür ein Bauzeitenfenster bis 30.09.2024 zur Verfügung. Während der Baumaßnahme ist das Goethehäuschen geschlossen. Der Goethewanderweg bleibt, gegebenenfalls mit örtlich markierten, kleineren Einschränkungen, begehbar.

Über einen gemeinsamen Spendenaufruf des Vorsitzenden der Goethegesellschaft Ilmenau-Stützerbach e.V., Prof. Hans-Peter Schade und dem Oberbürgermeister der Stadt Ilmenau, Dr. Daniel Schultheiß, wurden in den vergangenen Monaten insgesamt rund 14.000 Euro von mehr einhundert Spenderinnen und Spendern für die Sanierung bereitgestellt. Der Freistaat Thüringen stellt Fördermittel in Höhe von rund 59.000 Euro zur Verfügung.