Ginkgobaum zum Tag der Deutschen Einheit im Ilmenauer Stadtpark gepflanzt
Im Vorfeld des Tags der Deutschen Einheit wurde im Ilmenauer Stadtpark am Freitag ein Ginkgobaum gepflanzt. Die Wahl fiel bewusst auf diese Baumart, deren in der Spitze zweigeteilte und dann zusammenlaufende Blattform bereits Goethe inspirierte. Denn der Dichter erkannte darin ein Sinnbild der Freundschaft und als solches lässt es sich auf den Tag der Deutschen Einheit übertragen. Mögen die Menschen in Ost und West in vielerlei Hinsicht unterschiedlich, so gehören sie doch zusammen.
Ilmenaus Oberbürgermeister Daniel Schultheiß bezeichnete den Tag der Deutschen Einheit als einen der wichtigsten Gedenktage des Landes. "Auch wenn die Teilung Deutschlands seit inzwischen 32 Jahren überwunden ist, sollten wir uns doch immer der Bedeutung dieses historischen Ereignisses bewusst sein", sagte er vor den Gästen, darunter Mitglieder des Stadtrats und Vertreter von Behörden und Institutionen.
Der Ginkgobaum sei ein gutes Beispiel für Hartnäckigkeit. Als wahrer Überlebenskünstler habe er Millionen Jahre überdauert und werde von Biologen aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit als "Baum der Zukunft" eingestuft, weil er mit den Veränderungen des Klimas auch perspektivisch zurechtkomme. "Insofern verkörpert er hier in diesem Park, der im Zusammenhang mit der Sanierung der Festhalle nach historischem Vorbild überarbeitet wurde, einerseits Beständigkeit. Der Ginkgobaum steht aber auch andererseits die Kraft, sich auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen zu können – so wie das Millionen Menschen in Ostdeutschland nach der Wende tun mussten", stellte Daniel Schultheiß fest. Der Wunsch, einen Ginkgobaum anzupflanzen, sei auch aus der Bürgerschaft an ihn herangetragen worden.
Der Oberbürgermeister verwies zudem auf die historische Bedeutung des Standorts im Stadtpark hinter der Festhalle, wo es im Herbst des Jahres 1989 nach einer Diskoveranstaltung zu zu Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der damaligen Volkspolizei kam. Die darauf folgenden Versammlungen markierten in Ilmenau den Anfang vom Weg zur Wiedervereinigung.
"Ich persönlich wünsche mir deswegen mit Blick auf den bevorstehenden Tag der Deutschen Einheit, dass wir uns als Gesellschaft nicht spalten lassen. Gehen unsere Meinungen auch einmal auseinander, so gehören wir doch zusammen – so, wie es das Blatt des Ginkgobaums versinnbildlicht", sagte Schultheiß abschließend. Dazu gehöre aber auch, einander zuzuhören.
Ohne die Wiedervereinigung wäre die Biografie von Christoph Macholdt, dem Vorsitzenden des Ilmenauer Kinder- und Jugendbeirats (KJB), ganz anders verlaufen: Zwischen seiner Heimatstadt und dem Studienort Köln pendelt er inzwischen, ohne sich Gedanken über Grenzen machen zu müssen. Die Freiheit bedeute aber auch die Verantwortung, Werte und Ideale einer Demokratie zu verteidigen, fügte er in seinem Grußwort hinzu.
KJB-Mitglied Volker Lohe kennt die ehemalige DDR nur noch aus Erzählungen seiner Eltern und Großeltern. Er appellierte in seiner Rede an die Anwesenden, die durchaus noch vorhandenen Gräben zwischen Ost und West nicht tiefer werden zu lassen. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung im Ilmenauer Stadtpark von Julius Thrum auf der Trompete.