Hennebrunnen mit Osterschmuck
© Wolfgang Kobe

Flaggentag "Mayors for Peace" in Ilmenau - Kinderzeichnungen werden auf dem Marktplatz gezeigt

Normalerweise wird am 8. Juli die Flagge des weltweiten Bündnisses der Initiative „Mayors for Peace“ gehisst – den Bürgermeistern für den Frieden, deren Mitglied die Stadt Ilmenau ist. Doch durch den Krieg in der Ukraine hängt bereits seit Februar das Banner mit der Friedenstaube am Rathaus, das Mahnung und Solidarität zugleich ausdrücken soll.
Inmitten der täglichen Kriegsnachrichten sollte der Flaggentag dennoch nicht untergehen, ohne ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Und so waren es in diesem Jahr die Mädchen und Jungen aus Ilmenauer Kindergärten, die für eine starke Botschaft sorgten. Auf 122 Zeichnungen setzten sie ihre Gedanken zum Thema Frieden künstlerisch um. Seit Freitag sind die Bilder aufgereiht an den Geländern des Rathauses und des GoetheStadtMuseums zu sehen. Mit Kindern aus den Tagesstätten „Stephanie“, „Fischerboot“ und „Sonnenblume“ brachte Ilmenaus Oberbürgermeister Daniel Schultheiß (parteilos) die laminierten Bilder an. Zur Friedenstaube auf der „Mayors for Peace“-Fahne gesellen sich damit seit gestern noch Dutzende weitere rund um den Marktplatz. Als Dankeschön für ihre Arbeiten bekamen die Kinder ein Eis spendiert.
„Die meisten Menschen wähnten sich im Eindruck, dass fast 75 Jahre weitestgehender Frieden in Europa in Stein gemeißelt sind. Zu diesen Menschen zählte auch ich selbst“, bekannte Schultheiß. Krieg sei nie eine Lösung, erst recht kein Angriffskrieg. „Die Ukraine ist nicht ein abstrakter Staat irgendwo auf der Welt. Die nächste Grenze ist gerade einmal 850 Kilometer Luftlinie von Ilmenau entfernt. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedsstädten von ‚Bürgermeister für den Frieden‘ werben wir daher nachdringlich für ein friedliches Miteinander. Der Konflikt muss unbedingt schnellstmöglich diplomatisch gelöst werden!“, erklärte Ilmenaus Oberbürgermeister.

Die Initiative „Mayors for Peace“:
Die Stadt Ilmenau ist Mitglied in einer großen Gemeinschaft von Städten wie Hannover, Hamburg, Köln, Bonn und vielen weiteren in ganz Deutschland und auf der Welt, die Mitglied in der Initiative „Mayors for Peace“ sind. Das Bündnis setzt sich für eine friedliche Welt ohne Atomwaffen ein, deren schreckliche Zerstörungswirkung sich im Zweiten Weltkrieg zeigte, als die zwei Japanischen Städte Hiroshima (06.08.1945) und Nagasaki (09.08.1945) durch die Bombardierung des US-Militärs, auf Befehl von US-Präsident Harry S. Truman nahezu ausgelöscht wurden.
Durch die Explosionen kamen schätzungsweise mehr als 200.000 Menschen ums Leben. In den folgenden Jahrzehnten starben viele Weitere an den Spätfolgen radioaktiver Verstrahlung, vor allem durch Krebserkrankungen, wie Leukämie.


Zur inhaltlichen Botschaft des Flaggentags:
An jenem 8. Juli im Jahr 1996 veröffentlichte der Internationale Gerichtshof in Den Haag ein bemerkenswertes Rechtsgutachten. Der Gerichtshof stellte fest, dass die Androhung des Einsatzes und der Einsatz von Atomwaffen generell gegen das Völkerrecht und gegen die Prinzipien des humanitären Völkerrechts verstoßen. Zudem stellte der Gerichtshof fest, dass eine völkerrechtliche Verpflichtung besteht, „in redlicher Absicht Verhandlungen zu führen und zum Abschluss zu bringen, die zu nuklearer Abrüstung in allen ihren Aspekten unter strikter und wirksamer internationaler Kontrolle führen.“
Damit steht das Gutachten des Internationalen Gerichtshofes gleichsam am Anfang eines „Nach-Nuklearen“ Zeitalters. Um an dieses wegweisende Gutachten zu erinnern, führte die Landeshauptstadt Hannover als Vizepräsidentin der Mayors for Peace vor genau 10 Jahren den sogenannten Flaggentag in Deutschland ein. Mittlerweile beteiligen sich deutschlandweit immer mehr Städte an der Aktion, rund 400 Bürgermeister*innen zeigen am 8. Juli Flagge gegen Atomwaffen. Zahlreiche Friedensinitiativen begleiten diesen Tag mit vielfältigen Aktionen.
In diesem Jahr steht der im Januar in Kraft getretene Atomwaffenverbotsvertrag im Fokus des Flaggentages. Die Atommächte haben den Vertrag nicht unterzeichnet, und auch Deutschland ist dem Verbotsvertrag bislang nicht beigetreten. Weltweit appellieren die Mayors for Peace daher an ihre jeweiligen Staaten, den Atomwaffenverbotsvertrag zu unterzeichnen, so auch in Deutschland an diesem Flaggentag.

Dr. Daniel Schultheiß
Oberbürgermeister