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© Stadtverwaltung Ilmenau, Andreas Hartmann

Einweihung des Fraunhofer-Instituts in Ilmenau

Einweihung Fraunhofer-Instituts in Ilmenau
© Stadtverwaltung Ilmenau

In Ilmenau wurde in dieser Woche das neue Fraunhofer-Institut im Gewerbegebiet „Am Vogelherd“ eingeweiht. Baulich fertiggestellt war das Gebäude mit seinen 3400 Quadratmetern zwar bereits vor knapp zwei Jahren. Doch eine offizielle Übergabezeremonie war der rund 25-Millionen-Euro-Investition aufgrund der Corona-Krise bislang nicht vergönnt.

Mit ihrer anwendungsnahen Forschung im Bereich der Energie-, Umwelt und Sicherheitssysteme oder auf dem Gebiet der Automatisierung, Digitalisierung und künstlichen Intelligenz ist die Einrichtung am Puls der Zeit. „Dieses Institut kann die Energiewende maßgeblich mitbestimmen“, sagte Professor Jens Müller, Vizepräsident für internationale Beziehungen und Transfer an der Technischen Universität in Ilmenau.

Der „Auf dem Vogelherd“ ansässige Institutsteil IOSB (Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung) und AST (Angewandte Systemtechnik) erforscht Methoden zur optimalen Steuerung und Führung komplexer Systeme. Anwendungsgebiete sind dabei Energiesysteme und die Wasserversorgung. Konkret geht es um die Kraftwerkseinsatzplanung, virtuelle Kraftwerke, die Betriebsführung von Energiespeichern und Stromnetzen, Wasserversorgungsnetzen und Staustufenkaskaden. Ein weiterer Fokus liegt auf autonomen Roboterplattformen, unter anderem im Bereich der Unterwasserrobotik.

Die Abteilung Elektronische Messtechnik und Signalverarbeitung EMS des Fraunhofer IIS in Ilmenau forscht hingegen in enger Kooperation mit der Technischen Universität Ilmenau auf den Gebieten Satellitennavigation, Satelliten- und terrestrische Kommunikation, hochauflösende Parameterschätzung (Arraysignalverarbeitung), Kanalmessung sowie der breitbandigen Radar-Signalverarbeitung für Lokalisierungs- und Bildgebungsanwendungen. 

Es sind Zukunftsthemen, die in Ilmenau von bis zu 200 studentischen Mitarbeitern besetzt werden, bescheinigte dem neuen Institut der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Professor Reimund Neugebauer. „Thüringen ist und bleibt ein High-Tech-Standort“, schätzte er ein.

An der Investition beteiligten sich die Europäische Union in Höhe von 10 Millionen Euro, von Land und Bund kamen 7,5 Millionen Euro Fördergelder. „Das ist gut angelegtes Geld“, bewertete Thüringens Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, Wolfgang Tiefensee (SPD). Im Freistaat gibt es inzwischen 7 Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft an 6 Standorten, die praxisorientiert an Themen arbeiten, die alle Bürgerinnen und Bürger tangieren.

Auch hinsichtlich der Stadtentwicklung von Ilmenau hat die Fraunhofer-Gesellschaft im Gewerbegebiet „Am Vogelherd“ auf 18.000 Quadratmetern mit ihrem Neubau Akzente gesetzt, sagte Ilmenaus Bürgermeisterin Beate Misch (CDU). Ähnlich wie die Fläche des ehemaligen Porzellanwerks sei dieses Areal eng mit der wirtschaftlichen Geschichte von Ilmenau verbunden: Einst hatte hier das Kombinat für Technisches Glas seinen Sitz - mit über 10.000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der Stadt.

In den vergangenen Jahrzehnten musste sich die Stadt Ilmenau einem tiefgreifenden wirtschaftlichen Wandel stellen, der auch mit vielen persönlichen Schicksalen der Einwohnerinnen und Einwohner verbunden war. „Heute repräsentieren solide aufgestellte mittelständische Unternehmen eine breite Palette verschiedener Branchen“, bilanzierte Beate Misch. Ein sichtbares Zeichen für diese Entwicklung sei die gesunkene Arbeitslosenquote von zeitweise über 18 Prozent in den 90-ger Jahren auf aktuell 4,6 Prozent.

Mit der offiziellen Einweihung des Fraunhofer-Instituts werde ein neues Kapitel gerade an diesem historisch bedeutsamen Standort geschrieben, der wie kaum ein anderer den wirtschaftlichen Wandel in Ilmenau verkörpert, stellte die Bürgermeisterin fest.

01.09.2022