Liquid-Chronometer
Symbol einer Jahrhunderte währenden Tradition der Fertigung Technischer Glaserzeugnisse
Seit über 300 Jahren wird in Ilmenauer Hütten Glas entwickelt und produziert. In einer großen Anzahl von Firmen fand stets eine innovative Weiterbearbeitung statt und führte auf der Basis leistungsfähiger Kooperationen immer wieder bis zu Hightech-Produkten. Technische Glaserzeugnisse finden Eingang in sämtliche technologische Prozesse moderner Industrieproduktion. Sie werden durch unterschiedlichste Wirtschafts- und Wissenschaftsgebiete geprägt und initiieren selbst völlig neue Richtungen.
Glasprodukte wie zum Beispiel:
- Laborgeräte
- Physikalische und chemische Glasinstrumente
- Chemisch-technische Hohlgläser
- Glasrohre
- Thermometer
- Spezialgläser für die Elektronik, Biotechnologie und Medizin
sind das Ergebnis leistungsfähiger Kooperationen mit anderen Industrie- und Wissenschaftsbereichen.
Das Zusammenwirken solcher in der Stadt Ilmenau entstandener und heute erfolgreicher Entwicklungen bildet die Grundlage für das Entstehen dieses Liquid-Chronometers.
Dem Verein „Ilmenauer Glastradition“ ist es zu verdanken, dass dieses Kapitel industriehistorischer Geschichte im Detail aufgearbeitet und dokumentiert ist. Mit der Dauerausstellung „350 Jahre Glastradition Ilmenau“ in der Ilmenauer Goethepassage haben die Mitglieder eine bleibende Erinnerung an die Zeit geschaffen, in der Glas und der Name der Stadt Ilmenau förmlich miteinander verschmolzen waren. Auch machte sich der Verein stark für den Erhalt des ehemaligen Glaswerks „Gustav Fischer“ (Fischerhütte), das heute noch Zeugnis dieser Ära ist und perspektivisch das historische Herzstück einer neuen Gewerbefläche sein wird. Doch nicht nur das: Mit dem Liquid-Chronometer verschaffte der Verein „Ilmenauer Glastradition“ dem Wetzlarer Platz außerdem ein unverwechselbares Unikat.
Im Jahr 2002 hatten die Mitglieder die Idee zum Bau einer Zeitanzeige mit großdimensionierten Glasrohren aus Borosilikatglas – wie sie bis 1989 in den Technischen Glaswerken Ilmenau gefertigt wurden. Mit diesem außergewöhnlichen Chronometer sollte gleichermaßen ein Symbol für die Tradition der Technischen Glasindustrie geschaffen und zudem die Leistungs- und Kooperationsfähigkeit heutiger Unternehmen der Glas-, Technologie- und Ingenieursbranchen aufgezeigt werden. Außerdem sollte der gläserne Zeitmesser ein Beitrag zu einer attraktiven Innenstadt sein – eine Symbiose aus Ingenieurskunst, Tradition und – ein absolutes Ilmenauer Original. Für die Übergabe des Liquid-Chronometers wurde der 14. Jahrestag der Deutschen Einheit gewählt. Am 3. Oktober 2004 nahmen die Pumpen ihren Betrieb auf.
Drei Glasrohre zeigen am Wetzlarer Platz die Zeit an: Der Stundenanzeiger hat einen Durchmesser von 150 Millimetern, die Minutenanzeige von 90 Millimetern und die Sekundenanzeige hat einen Durchmesser von 22 Millimetern. Die drei jeweils 2,50 Meter langen Rohre werden zeitabhängig von unten mit einer frostsicheren Flüssigkeit gefüllt. An einer zwischen den Rohren für die Stunden und Minuten angeordneten Skala kann entsprechend dem Stand des Flüssigkeitspegels die Zeit abgelesen werden.
Der Flüssigkeitsstand im Minutenrohr verändert sich kontinuierlich mit zwischenzeitlichen Korrekturen. Der Pegel im Stundenrohr wird nach Ablauf einer Stunde um einen weiteren Skalenanteil angehoben. Nach Ablauf einer Stunde wird die Flüssigkeit im Minutenrohr bis zum Skalenanfang abgelassen. Das gleiche geschieht mit der Flüssigkeit im Stundenrohr nach Ablauf von 24 Stunden. Am Sekundenrohr kann dieser Vorgang nach dem Ablauf von 60 Sekunden nachvollzogen werden.
Das Liquid-Chronometer wird von einer Funkuhr gesteuert, die eine exakte Zeitanzeige einschließlich der Umstellung von Sommer- auf Winterzeit gewährleistet. Eine Kombination aus speziellen Mess- und Pumpsystemen sowie eine computergesteuerte Datenübertragung sorgen für den Betriebsablauf.
Infolge eines Starkregenereignisses und dem damit verbundenen Hochwasser wurde das Liquid-Chronometer im Jahr 2016 schwer beschädigt. Insbesondere die Technik in der begehbaren unterirdischen Brunnenkammer war nicht mehr zu retten. Trotz hoher Kosten wurde entschieden, diese einmalige Erinnerung an die Ilmenauer Glastradition zu erhalten.
Um vor ähnlichen Naturereignissen besser gewappnet zu sein, wurde nach einer dauerhaften und beständigeren Lösung gesucht. Die Ilmenauer Unternehmen HELIRO Steuer- und Regelungstechnik GmbH (verantwortlich für Steuerungstechnik und Programmierung) und Winkler-Stiefel Hydraulik-Pneumatik GmbH (verantwortlich für Pumpentechnik) setzten die neue Ansteuerung um, bei der nun alle elektronischen Komponenten der Uhr oberirdisch in einem Schaltschrank untergebracht wurden. Zudem wurde die Funktionsweise überarbeitet und den heutigen technischen Möglichkeiten angepasst. Die Steuerungselektronik wurde ergänzt und mit einer Datenübertragung versehen.
Damit ist das System in der Lage, die eigene Funktion sowie bestimmte Parameter zu überwachen und Diagnosen durchzuführen. Die Anlage meldet selbstständig ihren Status und vor allem auftretende Störungen oder den Ausfall bei Defekten. Damit kann im Fall einer Störung frühzeitig eingegriffen werden, um größere Schäden zu vermeiden.
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